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Wie Ostramondra seine Mobilität wiedererlangte

Nachdem am 12.April 1945 um 13.30 Uhr die Amis in Ostramondra eingezogen waren nahm der Krieg hier sein Ende. Die amerikanischen Panzer kamen von der Kaysermühle aus dem Feldweg am Bach entlang. 

Ostramondra wurde im handstreich genommen.Die Leute im reiferen Alter können sich noch daran erinnern, das die US-Armisten den Bürgermeister und einige weitere Bürger abholten, die sich bei der Behandlung gefangener Amerikaner nicht an die Haager Kriegsordnung gehalten haben sollen. Außerdem wurden Waffen und Fotoapparate eingesammelt. Die Amerikaner zogen weiter Richtung Leipzig und Torgau ihren östlichen Alliierten entgegen.

Alternativ zur Marschrichtung bewegte sich Johannes Grixa. Mit seinem kleinen LKW Marke Opel näherte er sich aus östlicher Richtung kommend Leipzig. Dorthin hatten die  Kriegswirren seine junge Frau mit ihrem gemeinsamen Sohn Bernd verschlagen. Er suchte und fand sie in einem Dorf bei Leipzig, wo Frau Grixa in einer großen Apfelplantage arbeitete. Nach der ersten Wiedersehensfreude wurde sofort der weitere Fahrplan festgelegt, der sich mit einfachen Worten " Go West" umschrieben ließ.

Vorerst jedoch konnte der Fahrplan nicht eingehalten werden: Das Auto wurde eines schönen Tages bei der Apfelplantage gestohlen. Große Enttäuschung, wie soll es weitergehen? Johannes Grixa war lang gedienter Offizier. Er glaubte an das Militär im allgemeinen und mittlerweile besonders an das amerikanische. Also wandte er sich in der Not an diese. Die Pax americana, die in Leipzig herrschte, funktionierte. Ein amerikanischer Captain sprach Recht und setzte dieses auch gleich durch. Nach dem Grundsatz, das der Geschädigte so gestellt werden muß wie vor dem Diebstahl, wurde ihm ein Auto der Plantage zugesprochen, ein kleines Dreirad, ein 0,5 Tonner mit 12PS, mit dem die Äpfel von der Plantage zum Leipziger Markt gefahren wurden.

Nun war es bei weitem kein Äquivalent zum Opel, aber die Stückzahl stimmte und fahren konnte man mit dem Vehikel auch. Die Reise mit dem Ziel Westzone wurde angetreten. Aber wo endete sie? Sie endete notgedrungen in Ostramondra. Mehr als 90 km hatte die Antriebskette des altersschwachen Transporters nicht ausgehalten. Auch der Schmied Herr Riecke konnte nicht aushelfen, also zog die Familie Grixa auf der Neustadt bei Familie Werner ein.

Mittlerweile erschienen im Sommer 1945 die Russen als Besatzungsmacht mit KGB mit allen anderen schlimmen Begleitumständen. An die Weiterreise war nicht mehr zu denken, ganz im Gegenteil. Herr Grixa wurde von den Russen zwangsverpflichtet, mit seinem Dreirad die Fundmunition, die überall rumlag nach Lossa zur MUNA bzw. zu den Kalischächten zu bringen, wo sie entsorgt wurden. Er wuchs langsam in die Rolle eines Fuhrunternehmers hinein.

So verging ein weiteres jahr, es kam das schlimme Jahr 1947, wo bekannt wurde, das die Finne Bahn abgebaut wird, weil die Schienen als Reparationsleistungen in die Sowjetunion geliefert werden müssen.Und so geschah es dann auch, Ostramondra war in das Jahr 1915 zurückversetzt worden. ImJahre 1916 war die Bahn eröffnet wurden, 1947 war es mit der Herrlichkeit vorbei. Keine Fahrt mehr ins Bad nach Rastenberg, keine Tour der kleinen Händler und Gwerbetreibenden nach Naumburg oder Leipzig, um dort auf dem Markt landwirtschaftliche Produkte wie Butter, Eier, Gemüse u.a. zu verkaufen um im Gegenzug "tausend kleine Dinge" mitzubringen, die das Dorf Ostramondta so dringend brauchte. Keine Güterwaggons mehr, um die Landwirtschaft zu versorgen und die Zuckerrüben, Kartoffeln und andere landwirtschaftliche Güter abzutransportieren.

Auch zur Arbeit, zur Lehre oder zum Doktor nach Kölleda kam man nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad, wenn man noch eines besaß. " Die Pferdestärken" kamen wieder zu Ehren. Hier und da gab es noch eine Kutsche wie auf dem Gut oder den "Rollwagen". Die beiden Kutschpferde auf dem Gut hießen Fuchs und Nixe, Willi Mälzer kutschierte.Später gab es ein Postauto, das zwischen Kölleda und Lossa verkehrte, aber nur wenige Fahrgäste mitnehmen konnte. Auch auf einige landwirtschaftliche Traktoren konnte zurückgegriffen werden. Es gab in dieser Zeit kaum Brennstoffe für die wenigen KFZ. Der Holzvergaser wurde "erfolgreich" eingesetzt. Ein solcher LKW, der hin und wieder die Bäckerei versorgte verlor regelmäßig die Glut, wenn er von Bachra kommend bei Schmidt`s um die Ecke fuhr. 

In dieser Notsituation schritt Herr Grixa zur Tat. Er beantragte  bei der Landesregierung in Halle, denn Ostramondra gehörte in diesen Zeiten zu Sachsen Anhalt, eine Buslinie einrichten zu dürfen. Dies wurde genehmigt. Damit wurden die schlimmsten Auswirkungen des Eisenbahnabbaues überwunden. Es gab eine regelmäßige befahrene Buslinie,  zuerst noch mit einem umgebauteb offenen LKW. der nicht sehr zuverlässig war, später mit einem richtigen Bus. Die Ostramondraer konnten wieder aufatmen. Abgesehen vom Berufsverkehr, der Vorrang hatte, waren auch wieder Ausflüge möglich. Bevorzugte Ziele waren Bad Kösen, Kyffhäuser mir Barbarossahöhle, Erfurt, Feengrotten usw.. 

So erhielten die Einwohner von Ostramondra durch die unternehmerische Tatenkraft von Herrn Grixa ihre Mobilität zurück. Mit der Wende 1989 trat der Sohn Bernd Grixa in die Fußstapfen des Vaters und gründete das Transportunternehmen Grixa.

2004 übernahmen Michael und Matthias Grixa die Geschäftsführung.

Seit 2018 führt Michael Grixa den Betrieb als Einzelunternehmen.

Fortsetzung folgt...